The Hill We Climb

Der Berg, auf den wir steigen

 

Wenn der Tag kommt, fragen wir uns,

 

wo finden wir Licht in diesem endlosen Schatten?

 

Der Verlust, den wir tragen,

 

ein Meer zu durchwaten.

 

Wir waren im Bauch des Ungeheuers.

 

Wir haben erfahren, dass Stille nicht unbedingt Friede ist.

 

Und die Regeln und Wahrnehmungen

 

von dem was da ist, das muss nicht Gerechtigkeit sein.

 

Und doch ist der Morgen unser

 

bevor wir’s bemerken.

 

Irgendwie schaffen wir’s.

 

Irgendwie haben wir sie gesehen und überstanden,

 

eine Nation, die nicht zerstört ist,

 

sondern noch nicht fertig.

 

Wir, die ein Land erben und eine Zeit,

 

wo ein mageres schwarzes Mädchen,

 

das von Sklaven stammt und allein war mit seiner Mutter

 

träumen kann, Präsidentin zu werden

 

um dann vor einem Präsidenten zu lesen.

 

Und ja, wir sind gar nicht glatt,

 

wir sind nicht makellos,

 

aber das heißt nicht,

 

dass wir eine Gemeinschaft formen wollen, die perfekt ist.

 

Wir schmieden eine Gemeinschaft mit einem Ziel zusammen.

 

Ein Land zusammenzubringen, für alle Kulturen, Farben, Temperamente, Bedingungen.

 

Und so heben wir unseren Blick, nicht auf das, was zwischen uns steht,

 

sondern auf das, was uns bevorsteht.

 

Wir schließen die Kluft, weil wir wissen, damit die Zukunft zuerst kommt,

 

müssen wir erst beiseite tun, was uns trennt.

 

Wir legen Waffen nieder,

 

damit wir unsere Arme

 

nacheinander ausstrecken können.

 

Wir streben nach Schaden für keinen und Harmonie für alle.

 

Lass die Welt, wenn nichts Anderes, sagen,

 

dass wir trauerten und daran wuchsen.

 

Dass wir im Schmerz hofften.

 

Dass wir es in der Erschöpfung versuchten.

 

Dass wir für immer im Sieg miteinander verbunden sind.

 

Nicht weil wir nie wieder verlieren,

 

sondern weil wir nie wieder Zwietracht säen.

 

Die Schrift sagt uns, wir sollen erhoffen,

 

dass ein jeder sitze unterm eigenen Weinstock und Feigenbaum

 

und niemand soll ihm Angst machen.

 

Wenn wir so leben, wie es unserer Zeit gebührt,

 

dann liegt der Sieg nicht in unserem Schwert, sondern in den Brücken, die wir gebaut haben.

 

Das ist das Versprechen, das Tal der Freuden,

 

hinter dem Berg, auf den wir steigen.

 

Wenn wir uns nur trauen.

 

Denn AmerikanerInnen zu sein ist mehr als ein Stolz, den wir erben.

 

Es ist die Vergangenheit, in die wir treten

 

und wie wir sie flicken.

 

Wir haben eine Macht gesehen, die unsere Nation eher zerstören würde, als sie zu teilen.

 

Die das Land zerschlagen will, wenn sie dadurch Demokratie aufhält.

 

Und das hat fast funktioniert.

 

Aber während sie Demokratie immer wieder aufhalten können,

 

sie können sie nie auf Dauer besiegen.

 

Auf diese Wahrheit,

 

auf diesen Glauben vertrauen wir.

 

Denn während wir unseren Blick auf die Zukunft heften,

 

hat die Geschichte uns im Blick.

 

Das ist die Zeit, in der wir erlöst werden.

 

Wir haben am Anfang Angst gehabt,

 

wir waren nicht vorbereitet darauf,

 

solch eine schreckliche Zeit zu bekommen,

 

aber in ihr haben wir die Kraft gefunden

 

ein neues Kapitel zu schreiben.

 

Uns selber Hoffnung und Lachen zu schenken.

 

Und so, während wir zuerst gefragt haben,

 

wie können wir diese Katastrophe nur überwinden,

 

so behaupten wir jetzt,

 

wie könnte diese Katastrophe uns nur überwinden?

 

Wir marschieren nicht dorthin zurück, wo wir herkommen,

 

sondern bewegen uns weiter

 

in Richtung auf ein Land, das verletzt ist, aber ganz,

 

gütig, aber mutig,

 

wild und frei.

 

Wir werden uns nicht umdrehen lassen

 

oder unterbrechen durch Einschüchterung,

 

weil wir wissen, wenn wir nicht handeln und träge bleiben,

 

dann geben wir’’s weiter an die nächste Generation.

 

Unsere Fehler werden zu ihren Lasten,

 

aber eines ist klar:

 

Wenn wir Mitleid und Stärke verbinden,

 

und Stärke mit Recht,

 

dann wird Liebe zu unserm Erbe, und Wandel wird zum Geburtsrecht unserer Kinder.

 

So lasst uns ein Land hinterlassen,

 

das besser ist, als was man uns hinterlassen hat.

 

Mit jedem Atem, meine bronzene Brust.

 

Wir erheben diese verwundete Welt zu einer wunderbaren.

 

Wir stehen auf aus goldgliedrigen Hügeln des Westens.

 

Wir stehen auf aus dem windgepeitschten Nordosten,

 

wo unsere Vorfahren zuerst Revolution wahr gemacht haben.

 

Wir stehen auf aus den Städten an Seen im Mittleren Westen.

 

Wir stehen auf aus dem sonnenverbrannten Süden.

 

Wir bauen wieder auf, versöhnen, erneuern

 

jedes Eck, das jemand kennt an unserer Nation.

 

Und jede Ecke, die man unsere Nation nennt.

 

Unser Volk so verschieden und schön kommt hervor,

 

angeschlagen und schön.

 

Wenn der Tag kommt, treten wir aus dem Schatten,

 

entflammt und ohne Furcht.

 

Die Morgendämmerung blüht, wenn wir sie freilassen.

 

Denn da war immer Licht,

 

wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen,

 

wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.

 

Amanda Gorman

 Übersetzung von Jacqueline und Martin Winter


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